Wildenstein Gerichtssaal Restauration
Die Konservatorin und Restauratorin Mirjam Jullien ist im Gerichtssaal von Schloss Wildenstein an einer spannenden Arbeit. Es geht um beschädigte Grisaillemalereien aus dem 17. Jahrhundert. Grisaille, französisch für "Grau in Grau", bezeichnet eine aus Schwarz, Weiss und Grautönen bestehende monochrome Malerei. Um 1660 war fast das ganze Schloss damit geschmückt. Die Malereien sind fast alle noch da, aber hinter später aufgebrachten Schichten versteckt. Mirjam Jullien legt diese Malereien nun mit zwei Mitarbeitern im Gerichtssaal frei. Die Malereien zeigen barocke Architektur mit Stuck. Zu sehen sind zudem ein Hirsch und ein Fisch, bei dem es sich auch um einen Wal handeln könnte.
Mirjam Jullien und ihr Team festigen die Malerei und schützen sie so vor dem Abfallen und Verwischen. Zudem füllen sie die Hacklöcher und retuschieren die Fehlstellen. Dabei werden fehlende Malereien mit Hilfe von feinen parallelen Strichen ergänzt. So wird zum Beispiel der bisher kaum erkennbare Fisch wieder eindeutig lesbar.
Das Besondere an der freigelegten Grisaille ist ihre füllige Malerei mit einfachen Mitteln wie Kalk und Kohle. Der Kalk ist das Bindemittel und die sehr fein verriebene Kohle das Pigment. Die grösste Herausforderung ist es, die Malereien trotz ihrer Beschädigung ganz original zu erhalten und für die Zukunft zu sichern. Zur Eröffnung des Schlosses werden die Malereien im Gerichtssaal in grossem Umfang für die Besucher erlebbar sein. Damit ist Wildenstein einer der ganz wenigen Orte in der Schweiz, wo diese fast 400 Jahre alten Kunstwerke zu sehen sind.